Unsere Sanduhr läuft

Mit dem Beginn der Sommerferien in Deutschland beginnt ab Ende Juni noch etwas anderes und es zieht sich bis zum Anfang des Herbstes, bis für alle Bundesländer die Schule wieder beginnt und die schönen Sommertage gezählt sind. Es ist die Reiselust der Deutschen, die uns besonders in (noch) wärmere und vor allem strandreiche Gebiete zieht. Doch könnten genau diese unbeschwerten Tage am Strand bald der Vergangenheit angehören. Und damit meine ich nicht die Urlaubszeit, die sicher vielen zu kurz vorkommen mag, sondern ein weltweites Problem, dessen Auswirkungen wir schon bald zu spüren bekommen werden: Sandmangel.
Weltweit sind laut einer Schätzung der UNEP drei von vier Stränden im Begriff zu verschwinden. Das liegt an der großen Begehrtheit von Sand. Man mag es kaum glauben, doch er ist unsere zweitwichtigste Ressource, direkt nach Wasser. 40 Milliarden Tonnen Sand werden pro Jahr mit einem Umsatz von ca. 70 Milliarden US-Dollar abgebaut. Der Sandexport ist ein weltweites Mega-Geschäft. Dabei ergibt sich jedoch ein großes Problem, welches auch von ARD alpha angesprochen wurde: „Wir verbrauchen überhaupt viel mehr Sand, als reproduziert werden kann.“
Reproduziert? Wie wird Sand denn reproduziert? – Das ist eine gute Frage. Die Wissenschaft beschreibt es so: „Sand entsteht durch die physikalische und chemische Verwitterung anderer Gesteine. Ursprüngliches Ausgangsmaterial sind magmatische und metamorphe Gesteine (z.B. Granit) […]“ (Chemie.de/lexikon/Sand). Wer also in der Schule aufgepasst hat, wird wissen, dass das nicht über Nacht passiert. Es dauert Jahrtausende bis so viel Sand entsteht, dass man es einen Strand nennen kann. Und dann muss der Sand da auch erst einmal hingelangen. Flüsse transportieren ihn nur langsam, nur etwa 20 Milliarden Tonnen pro Jahr. Das reicht bei Weitem nicht aus, um unseren Bedarf zu decken. Sand ist nämlich überall. Glas besteht zu 75% daraus, Stahlbeton benötigt zur Herstellung 1/3 Sand und selbst bei der Herstellung von Jeans wird er beim Sandstrahlen verwendet, um den Stoff zu bleichen. In einem Kilometer Autobahnstrecke stecken ungefähr 30.000 Tonnen und auch Computerchips besteht aus, ihr könnt es sicher erraten: Sand.
Doch woher kommt dann der ganze Sand? Sand, der nicht von Stränden stammt, kommt vom Meeresboden. Dort wird er in riesigen Mengen abgesaugt und dabei werden gleich noch Hunderte von Arten bedroht. Korallenriffe, von denen bereits 58% weltweit als gefährdet gelten, werden oft unachtsam von Robotern und Schaufeln zerstört. Dabei sind sie so wichtig für unser Ökosystem. Ohne die Riffe verlieren Fische und andere Meereslebewesen ihren Lebensraum. Und zudem kommt 70% des Sauerstoffs aus dem Meer, nicht wenig davon wird von Korallen produziert.
Und warum nehmen wir keinen Wüstensand? Es klingt schockierend, doch selbst die Wüstenreichsten Länder dieser Welt müssen Sand importieren. Auf den ersten Blick völlig banal, auf den zweiten jedoch schon etwas einleuchtender: zur Betonherstellung benötigt man rauen, grobkörnigen Sand. Wüstensand, der durch die ständige Bewegung der Dünen abgerieben und rund ist, kann nicht die nötige Reibung und den damit einhergehenden Halt bieten, der für die Herstellung von Beton nötig ist.
Das was man an der Oberfläche sieht, das Verschwinden unserer Strände, ist also nur der Gipfel des Eisbergs, von dem man eigentlich keine Ahnung hatte, denn woher soll man sowas schon wissen? Auf den ersten Blick denkt man sich doch: „Sand, den gibt’s doch wie… Sand am Meer“. Ja das Sprichwort mag in dieser Hinsicht irreführend sein, denn tatsächlich gibt es Sand eben nicht wie Sand am Meer.

Emma Putzier, Q12

Quellen:
ardalpha.de
unep.org
planet-wissen.de
NDR.de