LGBTQ – Mehr als nur schwul und lesbisch?

Eine ganze Zeit lang gab es für mich nur diese beiden Extreme. Entweder heterosexuell oder homosexuell. Hätte mir jemand vor ein paar Jahren von der LGBTQ+ Community erzählt, wäre ich wohl viel früher zu dem Schluss gekommen, dass man im Leben nicht immer nur schwarz oder weiß sehen kann. Doch was ist denn diese LGBTQ+ Community überhaupt?

Kurz gesagt gehört jeder, der sich nicht als heterosexuell identifiziert und/oder nicht Cisgender ist, zu dieser Community. Cisgender bedeutet, dass die Geschlechtsidentität mit dem Geschlecht übereinstimmt, das einer Person bei der Geburt zugewiesen wurde.

In diesem Beitrag soll es hauptsächlich um die sexuellen Orientierungen gehen, die die LGBTQ+ Community umfasst. Zunächst möchte ich deshalb klären, was genau sexuelle Orientierung ist.

Laut der Seite „Frauenärzte im Netz“ ist die sexuelle Orientierung ein Teil der Sexualität. Sexualität umfasst „alle Lebensäußerungen, Empfindungen und Verhaltensweisen […] die im weitestem Sinne im Zusammenhang mit der geschlechtlichen Begegnung und mit der geschlechtlichen […] Fortpflanzung stehen“.[1]

Die sexuelle Orientierung dagegen beschäftigt sich ausschließlich nur mit den Wünschen und den Neigungen der jeweiligen Person was die Partnerwahl in einer Beziehung angeht. Diese ist unabhängig von dem Geschlecht, mit dem man sich identifiziert.

Welche sexuellen Orientierungen gibt es? Und wofür steht LGBTQ+?

L(esbian) = lesbisch (homosexuell) – Wenn eine sich als weiblich identifizierende Person ausschließlich auf das weibliche Geschlecht steht.

G(ay) = schwul (homosexuell) – Wenn eine sich als männlich identifizierende Person ausschließlich auf das männliche Geschlecht steht.

B(i) = bisexuell – Wenn eine Person, ungeachtet mit welchem Geschlecht sie sich identifiziert, üblicherweise auf sowohl das weibliche als auch das männliche Geschlecht steht. Manchmal kann es vorkommen, dass bisexuelle Menschen auch auf nicht-binäre oder genderfluide Personen stehen, jedoch ist hier zu erwähnen, dass eine Person, die sich als bi identifiziert, eine Präferenz hat und somit auf die Geschlechtsidentität wert legt oder diese zumindest beachtet.

T(rans) = transsexuell – Wenn die Geschlechtsidentität einer Person nicht mit ihrem biologischen Geschlecht übereinstimmt. ! Transsexuell ist keine sexuelle Orientierung !

Q(uestioning) = „Ich weiß es nicht“ – Wenn eine Person ungeachtet ihrer Geschlechtsidentität, mit der sie sich identifiziert, die Möglichkeit in Betracht zieht, zur LGBTQ+ Community zu gehören, sich jedoch noch nicht sicher ist, und/oder sich der sexuellen Orientierung innerhalb der LGBTQ+ Community nicht sicher ist.

Q(ueer) Wenn eine Person, ungeachtet mit welchem Geschlecht sie sich identifiziert, sich auf keine der sexuellen Orientierungen innerhalb der LGBTQ+ Community festlegen will, jedoch weiß, dass sie nicht heterosexuell ist.

Wofür steht das „+“?

Das „+“ ist eine Abkürzung für jede weitere sexuelle Orientierung, die nicht heterosexuell ist, z.B.:

P(an) = pansexuell – Wenn eine Person, ungeachtet mit welchem Geschlecht sie sich identifiziert, auf alle anderen Geschlechter steht, und dabei auch keine Präferenz hat. Man nennt diese sexuelle Orientierung deshalb auch „geschlechtsblind“.

A(sexual) = asexuell – Wenn eine Person, ungeachtet ihrer Geschlechtsidentität keine sexuelle Anziehung gegenüber einer Person, ebenfalls komplett ungeachtet derer Geschlechtsidentität, empfindet. Dies wiederum bedeutet nicht, dass kein Verlangen nach Sex da ist, jedoch variiert das von Person zu Person. Manche Asexuelle wollen keinerlei sexuellen Kontakt, andere stört es nicht und manche wiederum fühlen sich einfach nur nicht angezogen, haben aber durchaus Spaß an Sex. Es kommt immer auf die Bedürfnisse der eigenen Person an.

Wichtig: Asexualtität ist nicht an die anderen sexuellen Orientierungen gebunden und deshalb ein Sonderfall. Man kann durch und durch heterosexuell, aber trotzdem asexuell sein. Dennoch zählt es als sexuelle Orientierung, da es etwas mit Sexualität zu tun hat. Aus diesem Grund gehört Asexualtität unausweichlich auch zur LGBTQ+ Community.

Die LGBTQ+ Community umfasst noch viele weitere sexuelle Orientierung, die oben genannten sind jedoch die geläufigsten von denen man, meiner Meinung nach, definitiv gehört haben sollte. Wie oben gekennzeichnet (!) beinhaltet die Community nicht nur sexuelle Orientierungen sondern auch Geschlechtsidentitäten, die von den biologischen Geschlechtern abweichen. Das wiederum werde ich noch in einem anderen Beitrag erklären.

Zu guter Letzt ist es mir wichtig, dass jeder Leser auch die verschiedenen Begriffe der LGBTQ+ Community versteht, da nicht nur der Name verwirrend sein kann, sondern auch einige, häufig aus dem Englischen übernommenen, Wörter:

„Straight“ = heterosexuell

„Gay“ = Innerhalb der Community wird das englische Wort für „Schwul“ dafür verwendet, zu sagen, dass man nicht heterosexuell ist.

„Outing“ = Sich öffentlich oder auch nur vor einer Person als Mittglied der LGBTQ+ Community erklären.

„Homophob“ = Menschen, die der LGBTQ+ aus verschiedenen Gründen oder grundlos feindlich gegenüberstehen.

„Ally“ = eine Person, die selbst nicht der LGBTQ+ Community angehört, diese jedoch nicht nur akzeptiert, sondern auch unterstützt.

„Pride“ = Das englische Wort für „Stolz“ wird verwendet, um zu zeigen, dass die Mittglieder der LGBTQ+ Community stolz darauf sind, so zu sein wie sie sind und sich den sozialen Normen nicht beugen wollen oder werden.

„Pride Month“ = Der „stolze Monat“ ist der Juni. In dieser Zeit wird an jedem Tag ein Teil der LGBTQ+ Community gefeiert und es finden besonders viele Paraden oder Festivals statt. Oft findet man zu dieser Zeit viele Regenbogenflaggen. „Pride Flag“ = So wie jedes Land eine Flagge hat, hat auch jede sexuelle Orientierung und jede Geschlechtsidentität eine Flagge. (Diese kann man im Internet bestellen.) Jeder Streifen und jede Farbe hat dabei eine besondere Bedeutung. Am Auffälligsten ist die Regenbogenflagge. Sie steht im Allgemeinen für die LGBTQ+ Community und repräsentiert der Reihe nach „Leben, Gesundheit, Sonnenlicht, Natur, Harmonie und Geist“. Oft sind noch die Farben Pink für „Sexualität“ und Türkis für „Kunst“ angegliedert.

Emma Putzier, 10d


[1] www.frauenaerzte-im-netz.de

Bild von Benedikt Geyer auf Pixabay