Abi – und dann?

Gerade haben die Schüler der Q12 ihr Abitur abgelegt und müssen sich spätestens jetzt entscheiden, was sie nach der Schule machen wollen. Sicher habt ihr euch selbst schon Gedanken gemacht, worauf ihr Lust hättet und welche Möglichkeiten es nach der Schulzeit gibt.
Um euch einen kleinen Ein- und Ausblick zu geben, haben wir für euch vier ehemalige Schülerinnen aus dem Abi-Jahrgang 2016 befragt.

Wir haben gefragt, was sie gerade so machen und was ihre Pläne sind. Wir wollten wissen, was sie aus ihrer Schulzeit mitgenommen haben, was ihnen jetzt besonders nützt, an was sie sich (gern) erinnern und was sie an ihrem jetzigen Leben schätzen.

Fatma (21):

Ich bin zurzeit Studentin der Humanmedizin im 5. Semester an der FAU in Erlangen-Nürnberg. Ich möchte mein Studium erfolgreich abschließen und anschließend im Landkreis Hof arbeiten. 

Die Schulzeit sehe ich rückblickend als eine Vorbereitung fürs Studium: man lernte den Umgang mit verschiedenen Menschen und die Klausurphasen in der Oberstufe, die man damals überleben musste, waren eine gute Übung fürs Studium!

Besonders gern erinnere ich mich an das Persönliche in der Schule: die Lehrer kennen dich mit Namen, man ist Schüler einer überschaubaren Klasse und kennt sich daher untereinander. Das änderte sich nämlich beim Studium, denn man besucht nun mit etwa 150 Studenten die Vorlesungen und muss fast alles selbst organisieren. Zweifellos schätze ich in meinem jetzigen Leben meine Organisationsfähigkeit, die ich mir in meiner Schulzeit aneignen konnte.

Fanny (21):

Ich habe 2016 Abitur am Reinhart gemacht und studiere nun im 6. Semester Medizin in Jena. Nicht nur das Studium selbst, sondern auch die vielen Möglichkeiten, meine nicht-medizinischen Interessen zu verfolgen, schätze ich sehr. Meine Wochen sind gefüllt mit Ultraschallkursen, Seminaren zu Herzerkrankungen und Strahlentherapie sowie mehrmaligem Karate-Training, Salsa-Kursen und Schwedisch-Stammtischen.

An meine Schulzeit am JCRG denke ich gerne zurück. Ganz besonders profitiere ich von Frau Schallers Biologie- und Chemieunterricht ab der 10. Klasse, durch den ich ein solides und umfassendes Grundverständnis für chemische und biologische Vorgänge in der Umwelt – und damit auch in uns Menschen – entwickelt habe. Nicht zuletzt dank ihrer Hefteinträge konnte ich die mündliche Biochemieprüfung meines ersten Staatsexamens letztes Jahr sehr zufriedenstellend ablegen.
Natürlich erinnere ich mich auch oft und ein wenig wehmütig an die anderen Fächer: Gerade den kulturellen und ethischen Diskurs vermisse ich, der seit der 5. Klasse in Frau Uschakows Ethikunterricht und in Frau Faltas Deutschstunden in der Oberstufe so umfassend stattfand.
Auch die vielen Konzerte und das gemeinsame Musizieren in Ensembles oder Chorbegleitungen prägen die Erinnerung an die Schulzeit am Reinhart, mein Mitwirken am “Betonkurier” und natürlich, als Highlight dieser acht Jahre, die fantastische Studienfahrt nach Norwegen mit Frau Schaller, Frau Hüller und Herrn Fritsche!

Allen Schülern kann ich nur raten, das Behütetsein in der Schule und das persönliche und herzliche Verhältnis zu den Lehrern und Lehrerinnen zu genießen. Denn das wird es an der Uni in dieser Art kaum geben, vor allem nicht in großen Studiengängen wie Medizin. Dafür könnt ihr euch auf die Selbstbestimmtheit während des Studiums freuen: Vorlesungen sind keine Pflichtveranstaltungen – das heißt, ihr könnt nach eigenem Ermessen auch unter der Woche morgens ewig im Bett liegen bleiben, mit Freunden im Park Frühstückspicknick machen oder das wöchentliche Lauftraining absolvieren, ganz wie ihr wollt. 😉



Milena (22):

Gerade komme ich aus einem ereignisreichen Erasmus-Semster in Lyon zurück, bei dem ich Studierende aus aller Welt getroffen und das französische „savoir vivre“ genossen habe. Ansonsten studiere ich im 5. Semester Politik und Jura in Münster und arbeite an einem Lehrstuhl, an dem ich beispielsweise an der Auswahl von Studienbewerber*innen beteiligt bin. Nach dem Staatsexamen würde ich gerne im Bereich des internationalen Rechts arbeiten, z.B. am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

Aus der Schulzeit mitgenommen habe ich viel Ermutigung, meinen Interessen nachzugehen sowie wichtiges Rüstzeug fürs Studium. Dabei profitiere ich besonders von den Fremdsprachen. Gerne erinnere ich mich an Höhepunkte wie die Studienfahrt nach Norwegen, aber auch viele glückliche Momente im Schulalltag bei spannenden Unterrichtsstunden, Konzerten und natürlich in den Pausen.

Am Studentenleben schätze ich besonders die vielen Freiheiten und Hochschulgruppen, z.B. von Amnesty International, fordernde Lehrinhalte, spannende Begegnungen und nächtelange Diskussionen gesellschaftspolitischer Themen. Ich kann also nur sagen: Freut euch aufs Studium und genießt bis dahin die Schulzeit! Wie wertvoll und einzigartig sie ist erkennt man oft erst im Nachhinein.

Lea (22):

Ich glaube das Wichtigste im Leben ist es, glücklich mit sich und seinen Entscheidungen zu sein.

Als ich mein Abitur in den Händen hielt, war ich unendlich erleichtert. Damit war ich endlich frei, all das zu tun, was ich mir erträumt hatte. Ich hatte plötzlich die Freiheit zu studieren, eine Ausbildung zu machen oder einfach Erfahrungen zu sammeln. Ich bin nach Berlin gezogen, wollte Schauspielerin werden. Diese Welt, die ich dort kennengelernt habe, ist knallhart. Es hat mich weiter getrieben und so habe ich zwei Semester Design studiert. Doch auch damit hatte ich noch nicht das gefunden, was mich in meinem Innersten erfüllt. Ich habe mich zur Snowboard-Lehrerin ausbilden lassen, bin nun Rettungsschwimmer und arbeite als Surf-Lehrerin auf Sylt. Wir haben nur dieses eine Leben. Wie soll man seinen Weg finden, wenn man sich nicht traut verschiedene Richtungen einzuschlagen? Ich stehe immer wieder vor neuen Abzweigungen und ich habe absolut keine Ahnung, wohin mich die nächsten Monate tragen werden, aber ich vertraue dem Leben und bin cool mit allen Entscheidungen, die ich bis hierhin getroffen habe – es gibt kein richtig oder falsch!

Vielen Dank an euch vier für eure Bereitschaft und Offenheit, uns bei diesem Projekt zu unterstützen. Weiterhin alles Gute und viel Erfolg!

Die Redaktion des betonkuriers