Die erste Person, der ich vergangenen Samstag im Galeriehaus begegnet bin, trug eine Kette mit einem auffälligen Anhänger: dem Symbol der Venus. Die Trägerin war anscheinend aus demselben Grund wie ich in der schummrigen Künstlerkneipe: die Lesung von Ute Kätzel.
Mich hat ein Tipp von Frau Gass in die Stadt geführt und ich wollte unbedingt an der Veranstaltung, bei der es um die Frauen der 68er-Bewegung ging, teilhaben.
Wer meinen Text „What male friends don’t get“ gelesen hat oder mich kennt, weiß, dass mich Feminismus und die 68er sehr interessieren. Dementsprechend erwartungsvoll und gespannt habe ich mich also in ein Eck des Hofer Galeriehauses gesetzt, ein Zoigl bestellt und mein Notizheft ausgepackt.
Ich wurde nicht enttäuscht. Ute Kätzel ist eine authentische Wahlberlinerin aus dem Landkreis Hof, deren Begeisterung für die Frauen der Studentenbewegung geradezu ansteckend ist.
Sie war selbst Schülerin des „Besenstalls“ – also des JCRGs als es noch das Mädchengymnasium am Longoliusplatz war – und hat nach ihrem Abi beschlossen, mehr über die Bewegung zu erfahren.
Diesem Beschluss hat die deutsche Literaturwelt das Werk „Die 68erinnen: Porträt einer rebellischen Frauengeneration“ zu verdanken. Aus diesem Buch hat sie auszugsweise vorgelesen und Hintergrundinfos zu den jeweiligen Frauenporträts geliefert. So wurde über die Damen, die zum Beispiel in der Kommune 1 gewohnt haben oder hinter Tomatenwurf und Kiesinger-Ohrfeige steckten, erzählt und über Gründe und Erfolge der 68erInnnen berichtet.
Im zweiten Teil des Abends hat Frau Kätzel alte Freunde und Gleichgesinnte aus Hof, die auch die Lesung besucht haben, und auch mich als Jungfeministin, in ihren Vortrag eingebunden und im offenen Gespräch wurden Anekdoten aus der politischen Jugend einiger Hofer geteilt. Ich konnte einiges Neues erfahren, vor allem wie die politische Bewegung in Hof Fuß fasste.
Der Abend hat mich in meinem Glauben bestärkt, dass Geschichte sich wiederholt und man heute wie damals nicht wegschauen, für seine Werte einstehen und wo man kann helfen sollte.
Sigena Süßmann, 10c